Heute Abend ist Cousinen Zeit: in einer Videokonferenz treffen wir uns virtuell aus Wien, Stuttgart, Innsbruck, & Südtirol (Singapur ist das nächste Mal dabei) und trinken ein gutes Glas Wein zusammen. Tja, das hatten wir so noch nie. Und ich bin mir sicher, dass auch du bereits solche neuen Formen des Zusammenkommens und des Austausches für dich gefunden hast. Warum machen wir das?

Weil wir gerade in Zeiten des Social Distancing das Grundbedürfnis nach Verbundenheit wieder bewusster wahrnehmen und uns erfüllen. Und das ist wunderbar. Wir alle haben das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Was ist damit gemeint? Wir wolen uns innerhalb einer Gemeinschaft verbunden fühlen und für einen vertrauensvollen Austausch sorgen. Heute mehr denn je und das ist für mich die positive Seite der Corona Zeit. Eine kleine Umfrage in meiner Facebook Gruppe, meines erst kürzlich zu Ende gegangenen Online Kurses „Begeistert arbeiten – gelassen Leben“, hat folgendes Ergebnis gezeigt (natürlich nicht repräsentativ):

Von einer ICH in eine WIR-Gesellschaft

Immer öfter habe ich den letzten Jahren beobachtet, dass wir häufig diese Verbundenheit nicht mehr aktiv gestaltet haben, sondern jeder für sich immer mehr versucht hat, seine eigenen Ziele durchzusetzen.

Die Zahl psychischen Erkrankungen und Menschen, die in einem Burnout stecken, nahm die letzten Jahre aus unterschiedlichen Gründen zu. Ein Grund dafür ist, dass das Gemeinschaftsgefühl in einer stark globalisierten, individualistischen Ich-Gesellschaft zu kurz kommt. Ich plädiere schon lange für eine WIR-Gesellschaft, weil diese Gemeinschaft, ja das Gefühl der Verbundenheit, gemeinsam etwas Positives zu erleben, einen Austausch zu haben, eines der wichtigsten Säulen für unsere Zufriedenheit und unsere mentale Gesundheit sind.

Jetzt fragst du dich vielleicht, ja das wird schon sein, aber ich muss zwischendurch auch arbeiten und genau das bekomme ich gerade überhaupt nicht auf die Reihe. Entweder, weil wir laufend von den Medien abgelenkt werden, weil wir kleine Kinder zu Hause haben, um die wir uns kümmern, Homeoffice und Familie unter einen Hut bringen, usw. Die Liste ist unendlich. Und das führt dann wieder dazu, dass wir uns gestresst fühlen und wirklich an unsere Grenzen kommen. Was könnte dafür die Ursache sein?

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Die anderen beiden Grundbedürfnisse: Autonomie und Kompetenz

Die zwei weiteren Grundbedürfnisse nach der „Self Determination Theorie“ von Deci & Ryan (2000) sind Autonomie und Kompetenz. Was hat es mit denen auf sich?

Autonomie steht für das Bedürfnis „Herr/Frau seines eigenen Handelns zu sein“, also selbstbestimmt und freiwillig zu entscheiden. Das bedeutet: aus Möglichkeiten zu wählen. Das Gegenteil ist die Fremdbestimmung, also auch eine Art Abhängigkeit von äußeren Umständen. Und das spüren wir im Moment sehr stark: Ausgangsbeschränkungen, strenge Vorschriften und natürlich durch all die Aufgaben die wir zu Hause mit Kindern und Arbeit zu erledigen haben. Dazu kommen noch unsere eigenen Gedanken: „ich kann jetzt eh nichts tun.“

Das Grundbedürfnis Kompetenz umfasst das Vertrauen in das eigene Können und das Gefühl, sich selbst als wirksam zu erleben. Das bedeutet, dass wir erleben, dass unser eigenes Handeln, unser Verhalten, das, was wir praktisch Tun, etwas bewirkt. Ein Beispiel, das für mich in den letzten Jahren als Psychologie-Studentin entscheidend ist: wenn ich lerne, bestehe ich die Prüfung. Klingt logisch und trotzdem ist es nicht selbstverständlich. Aktuell erlebe ich meine Kompetenz als angehende Psychologin, im Schreiben von Blogartikeln und wie „die emotionale Berg- und Talfahrt“ etwas bei meinen Lesern bewirkt und sie aktiv ins Handeln kommen. Über die persönlichen Feedbacks habe ich mich sehr gefreut. Danke!

Ist dir beim Lesen schon etwas aufgefallen? Kann es sein, dass eines dieser Grundbedürfnisse zu kurz kommt? Das kann bereits die Antwort sein, dass du dich unausgeglichen und unzufrieden fühlst. Jedes der drei Grundbedürfnisse hat einen Gegenspieler, daran kannst du erkennen, was du brauchst und wie du es befriedigen kannst.

• Fremdbestimmung – Autonomie
• Hilflosigkeit – Kompetenz
• Ausgrenzung (Isolation) – Verbundenheit

Abbildung: Wie fühlst du dich? Erfülle dir deine Grundbedürfnisse und du kommst wieder ins Gleichgewicht.

Ist dir beim Lesen schon etwas aufgefallen? Kann es sein, dass eines dieser Grundbedürfnisse zu kurz kommt? Das kann bereits die Antwort sein, dass du dich unausgeglichen und unzufrieden fühlst.

Deshalb habe ich dir hier ein paar Tipps aufgeschrieben, wie du alle drei Bedürfnisse ins Gleichgewicht bringen kannst:

Tipps, um das Grundbedürfnis Autonomie zu erfüllen:

• Mach dir einen Zeitplan, der dir Struktur gibt und in dem due deine Grundbedürfnisse berücksichtigen kannst.
• Schaffe eine klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Privatzeit.
• Schaffe eine klare Trennung zwischen Arbeitsplatz und privatem Wohlfühlraum/ort.
• Stelle bewusst Regeln mit deiner Familie und deinem Team auf.
• Lege bewusst Pausen im Home Office ein.
• Mache für 30 Minuten einen Spaziergang an der frischen Luft.
• Gestalte aktiv die Beziehung zu Anderen und gehe in die Kommunikation & in den Austausch.
  
• „Have a date with yourself“ – plane bewusst Zeit für dich ein – auch wenn es nur 30 Minuten am Tag sind.

Tipps, um das Grundbedürfnis Kompetenz zu erfüllen:

• Schreibe dir am Ende des Tages auf, was du alles geschafft hast.
• Setze dir ein Ziel für die Woche, entwickle daraus eine täglich To-Do Liste und mache als ersten Arbeitsschritt eine dieser Aufgaben
• Werde dir über deine Stärken bewusst und setze sie für die Herausforderung ein.
• Fange mit einem neuen Hobby an: Malen, Lesen, Basteln, ein Instrument spielen, Yoga, etc. (Linksammlung).
• Lerne oder bilde dich in einem Thema weiter, das dich immer schon interessiert hat.
• Für Selbstständige: entwickle kreative Ideen, wie du die Probleme deiner Kunden heute anders lösen kannst bzw. frage nach was sie sich wünschen oder brauchen.
• Für Führungskräfte: jetzt erst recht kommunizieren, kommunzieren & nochmals kommunzieren (Linksammlung).

Tipps, um das Grundbedürfnis Beziehung zu erfüllen:

• Tausche dich mit deinem Partner:in regelmäßig über deine Gefühle und über das, was dich bewegt aus. Das hilft zu verstehen, was dich gerade nervt und es fördert das gegenseitige Mitgefühl.
• Bevorzuge Videokonferenzen und beschränke dich nicht nur auf das Telefonieren. Die Mimik und Gestik sowie das Gesicht zu sehen, fördert die Verbundenheit und das Gemeinschaftsgefühl.
• Wem könntest du in deiner unmittelbaren Umgebung helfen?
• Ein Lächeln und ein „Danke für deine Arbeit“ an der Supermarktkasse bewirken jetzt Wunder.
• Als WG, Familie gemeinsam virtuell ins Konzert, Theater oder in die Oper gehen (Linksammlung).

Du kannst mir gerne auch per E-Mail deine Herausforderungen an kontakt@michaela-brugger.com schicken und ich gebe dir Feedback.

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Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles alles Gute, viel Zuversicht und vor allem Gesundheit.

Deine

Michaela Brugger